Ein Bau, der Geborgenheit ausstrahlt
Richtfest Rheinhessen Hospiz in Eppelsheim mit großer Anteilnahme
Der Rohbau des Rheinhessen Hospizes in Eppelsheim scheint die Landschaft mit Weinbergen und Feldern geradezu umarmen zu wollen: Zwei leicht bogenförmige Gebäudeflügel öffnen sich in der Nachbarschaft des Eppelsheimer Bahnhof nach Westen in Richtung Flomborn auf einladende Weise. Diesen Eindruck hatten über 250 Festgäste beim zünftigen Richtfest mit anschließendem Umtrunk auf der weitläufigen Baustelle. Wer durch den Eingang des Hospizes das Foyer betrat, konnte sich gleich am künftigen Informationsschalter mit kühlen Getränken für das strahlenden Sommerwetter präparieren und schon einmal einen neugierigen Blick in eines der zwölf Zimmer werfen, die alle über eine Terrasse zur westlichen Sonnenseite hin verfügen.
Zahlreiche Ehrengäste
Neben zahlreichen Ehrengästen von Alzey bis Worms waren am 21. Juni Mitglieder der beteiligten Vereine und Bürgerinnen und Bürger aus Eppelsheim in großer Zahl Teil der Festgemeinde. Viele Gäste äußerten sich überrascht über den Schwung und die Dimensionen des Gebäudekomplexes, den Architekt Stefan Erbeldinger aus Gimbsheim entworfen und immer wieder in Abstimmung mit Menschen aus der Pflege verfeinert hatte.
Wie der Sprecher des Vereins Rheinhessen Hospiz e.V., Richard Grünewald in seiner Begrüßung erläuterte, finden unter dem Dach des Palliativzentrums Rheinhessen drei segensreiche Einrichtungen Platz, die Angebote für Menschen am Lebensende bereithalten. Sei es ambulant zuhause, in Form einer Tagespflege oder stationär im Hospiz.
Dr. Kern (Hospiz), Konrad Freund (Hospizstiftung) Anke Marzi (DRK), Steffen Unger (VG), Ute Klenk-Kaufmann (Eppelsheim), Heiko Sippel (Landrat),
Dr. Rohr (SAPV), Stephanie Lohr (Worms), R. Grünewald (Hospiz)
4 Vereine stemmen ein umfassendes Pflegeangebot
Palliativmediziner Dr. Friedel Rohr aus Framersheim stellte als 2. Vorsitzender den Verein für die ambulante Palliativversorgung (SAPV) vor, der den zur Straße hin gelegenen Querbau beziehen wird, in welchem Büro- und Besprechungsräume der Ärzte- und Pflegeteams untergebracht sind, die von Eppelsheim aus Patienten in ganz Rheinhessen und darüber hinaus Tag und Nacht besuchen und Linderung bringen werden. Für ihn und den ersten Vorsitzenden Dr. Dr. Oswald Burkhard gehe ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.
Die Rheinische Hospizstiftung, so erläuterte Vorsitzender Konrad Freund übernimmt die Bauherrenschaft für die palliative Tagespflege, die per Aufzug im ersten Stock erreicht werden kann. Hier können schwer erkrankte aber noch mobile Menschen tagsüber einerseits versorgt werden andererseits aber auch soziale Kontakte pflegen und doch abends per Fahrdienst in ihr gewohntes Zuhause zurückkehren. Ein solches Angebot gebe es in Deutschland bislang noch sehr selten.
Dr. Christoph Kern, Vorsitzender des Vereins Rheinhessen Hospiz e.V., entfaltete die Aufgaben des stationären Hospizes mit seinen 12 schönen Zimmern im Erdgeschoss: Wenn die Schwere der Erkrankung einen letzten Umzug ins Hospiz nötig mache, sollen über die Pflege hinaus Angebote wie Massage, Klangtherapie, psychologische und seelsorgliche Begleitung ein Leben und Sterben in Würde und Geborgenheit ermöglichen. Auch für Ehrenamtliche biete sich hier ein anspruchsvolles und erfüllendes Betätigungsfeld zum Zuhören und Dasein.
Als künftigen Träger und Betreiber des Hospizes stellte Geschäftsführerin Anke Marzi den Landesverband Rheinland-Pfalz des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) vor, der einerseits seine professionelle Erfahrung in der Führung eines solchen Hauses einbringe, andererseits aber auch von seinem Grundsatz der Menschlichkeit gut zum Hospiz-Ziel „Leben bis zuletzt – in Geborgenheit und Würde“ passe.
Hospize werden zunehmend gebraucht
Landrat Heiko Sippel sah eine positive Veränderung in der gesellschaftlichen Debatte zum Thema Hospiz: Wir reden heute schon viel sachlicher und mit weniger Tabus über das schwierige Thema von Tod und Sterben, das uns doch alle betrifft, als das vor wenigen Jahren der Fall war. Er war sich sicher, dass die drei künftigen Hospize der Region, Worms, Eppelsheim und Ingelheim allesamt gebraucht würden.
Verbandsbürgermeister Steffen Unger (VG Alzey-Land) freute sich, dass die Gemeinde Eppelsheim nun in ländlicher Umgebung ein Hospiz beherbergen werde. Für ein Projekt in der Größenordnung von 7,5 Millionen brauche es in der Regel eine hauptamtliche Truppe, doch das Palliativzentrum Rheinessen werde komplett in ehrenamtlicher Verantwortung durch ein harmonisches Zusammenwirken dreier Vereine bewerkstelligt, was großen Respekt für solch bürgerschaftliches Engagement verdiene.
Die Wormser Bürgermeisterin Lohr unterstrich den Bedarf
Für die Stadt Worms berichtete Bürgermeisterin Stephanie Lohr, dass das dortige Hospiz Hochstift binnen kürzester Zeit belegt war und den steigenden Bedarf an Betreuungsmöglichkeiten für Schwerkranke am Lebensende gar nicht decken könne. Auch für Worms sei der Neubau des ländlichen Rheinhessen Hospizes daher sehr willkommen.
Für die Ortsgemeinde Eppelsheim stellte Bürgermeisterin Ute Klenk-Kaufmann fest, dass der Bau des Palliativzentrum Rheinhessen aufmerksam verfolgt werde und immer mehr Begeisterung und auch Stolz hervorrufe, eine so wichtige Einrichtung vor Ort zu bekommen.
Zum Höhepunkt der Feier erklomm Bauleiterin Silvia Kleist von der Firma Schneider Bau aus Merxheim an der Nahe routiniert das Gerüst über dem Haupteingang und erinnert in ihrem Richtspruch daran, dass alle noch so guten Ideen erst durch die Arbeit der Handwerker in Hitze und Regen Gestalt annehmen. Zum Segen für das ganze Haus zerschellte ihr Weinglas nach einem dreifachen Trunk schließlich auf der Gebäudedecke. Dies war das Startsignal für Polier Thomas Kilsch, der gekonnt den Baukran einschwenkte und den geschmückten Richtkranz an den Haken nahm, der dann zu feierlicher Musik und unter bewegtem Applaus der vielen Gäste über das Gebäude schwebte.
Bauleiterin Kleist beim Richtspruch